Die dunkle Nacht der Seele

Bewusstseinserweiterung ist schmerzhaft… fürs Ego.

Spirituelles Erwachen ist nie bequem… und hat wenig mit schönen Ritualen, Affirmationen, Kakaozeremonien und anderen spirituellen Events, die heutzutage sehr in Mode sind, zu tun.

Spirituelles Erwachen hat einen großen Einfluss auf den Geist und auf den Körper. Während des Erwachens das Licht des Bewusstseins aufs Ego scheint, das eigene illusorische Existenz erkennt.

Die Erkenntnis ist ein transformierendes Ereignis und es braucht Zeit, um es zu verkörpern.

Wenn wir die Einsicht bekommen, fangen wir an, die Welt zu sehen, wie sie ist – ein Spiel, ein Theater, ein Film, der im Kino auf dem großen Bildschirm läuft.

Es ist dann natürlich, an den Wahrheitsgehalt der Welt nicht mehr zu glauben und Interesse an weltlichen Aktivitäten zu verlieren.

In dem Prozess erfahren wir gesteigerte Emotionen. Die Wahrnehmung wird verstärkt, die Emotionen und Gedanken werden überwältigend. Der Verstand wird in einem anderen Zustand versetzt. Vorher waren wir damit beschäftigt, die Arbeit zu machen, Geld zu verdienen, ein Haus zu bauen, die Kinder großzuziehen, einen Urlaub zu planen, sich weiterzubilden – wie alle andere, die in einem Hamsterrad gefangen sind.

Jetzt erkennen wir dessen Bedeutungslosigkeit. Wir können dadurch sehen und erkennen: es ist etwas jenseits der persönlichen Erfahrung, was beständig ist.

Es kommt zur Verwirrung – wir fragen uns: was soll ich jetzt tun?

Das Erkennen der Bedeutungslosigkeit und Ziellosigkeit des Lebens, mit gesteigerter Wahrnehmung und verstärkten Emotionen, sowohl wie Trauer, Angst, Sorge, Unbehagen, als auch Glückseligkeit, Frieden und Leichtigkeit wird als die Dunkle Nacht der Seele benannt.

Die Versuche diesen Prozess durch eine Ablenkung oder einen Widerstand zu beenden, scheitern. Sie verlängern ihn nur.

Unsere Identität fängt an, zusammenzubrechen. Die Sensitivität gegenüber dem Lärm, dem Licht, der Negativität, erreicht ihren Höhenpunkt. Die Emotionen und Gedanken werden überwältigend.

Es gibt Tage, wenn wir in Glückseligkeit und Frieden verweilen, danach kommen die Tage, wenn wir uns total in der Dunkelheit befinden. Ein Teil von uns will die Wahrheit finden, das andere Teil von uns will Vergnügen erfahren. Es herrscht in unserem Geist eine große Verwirrung. In dem Prozess lösen wir uns auch von Abhängigkeiten von anderen Menschen und von materiellem Besitz ab.

Jetzt können wir uns nicht mehr mit einem Vergnügen ablenken – alle Versuche funktionieren nicht mehr. Alles wird in seiner Totalität erlebt.

Das Ego will es nicht fühlen und reagiert mit Rastlosigkeit, Gleichgültigkeit und Trauer. Seine Inhalte sind jedoch vorübergehend. Das wird sichtbar, wenn wir sie zulassen und aufgeben damit zu kämpfen. Der Schmerz wird dauern, so lange es braucht, um zu erkennen, wer eigentlich den Schmerz erfährt – das illusorische Ego und nicht unser wahres Selbst.

(Natürlich suche eine professionelle Hilfe, wenn du erkennst, eine Unterstützung zu benötigen!)

Es ist natürlich, Langweile, Gleichgültigkeit und Mangel zu fühlen.

Unser Umfeld wird sich verändern – manche Menschen werden aus unserem Leben gehen. Auf einmal werden wir feststellen, dass wir ihre Gesellschaft nicht mehr genießen oder sie wird sogar schwer zu ertragen. Die Energien schwingen nicht mehr mit. Bestimmte Hobbys oder Themen werden uns nicht mehr interessieren. Wir werden die Sendungen, Nachrichten, Reality Shows nicht mehr anschauen und das dörfliche Gerede ignorieren.

Der Inhalt des Egos ist nicht mehr relevant. Alles wird akzeptiert, so wie es ist.

Die Auflösung des Egos führt zu einem stabilen Selbst.

Auch nach der Dunklen Nacht der Seele haben wir Ego. Jedoch wird es oft in einem natürlichen friedlicheren Zustand.

Am Ende des Prozesses erfahren wir Ruhe und Erholsamkeit - bis zu der nächsten Dunklen Nacht der Seele ;).